Friday, June 3, 2011

Leben ist besser

Mit 32 wurde bei Mike eine chronische Niereninsuffizienz diagnostiziert. Die Krankheit traf ihn nicht gänzlich aus heiterem Himmel. An sie hatte er zwei Brüder, eine Schwester, seine Mutter und höchstwahrscheinlich auch eine Großmutter verloren. Die Familie war aus Armut dabei darauf gegangen. Mike besaß einige Immobilien und eine Krankenkasse, die ihn am Leben erhalten würden. Auf mehrere kostspielige Dekaden Behandlung war er vorbereitet, er würde nicht kampflos untergehen.

Die Anfangsphase war am härtesten. Mike fand einen Weg, die Geschäfte zu leiten und die Symptome mit Medikamenten zu unterdrücken. Die Kosten beliefen sich jährlich auf bis zu 10.000 Dollar, zusätzlich musste er sich an einen eisernen Ernährungs- und Fitnessplan halten. Junk-Food, Alkohol und Nikotin waren tabu. Das Leben war nicht spaßig, aber er lebte und war nicht auf Pfleger angewiesen. Oft bejammerte seine Frau, dass sie zwar wohlhabend wären, jedoch weitaus mehr haben würden, wenn es die Krankheit nicht gäbe. Mike tröstete sich damit, dass er in der Zeit, die ihm blieb, mit einem durchaus optimalen Lebensstandard gesegnet war. Immerhin gab es Menschen da draußen, die nicht über diese Mittel zum Weiterleben verfügten. 

Die folgenden Jahre wurden nicht leichter. Die Ärzte rieten ihm, jederzeit damit zu rechnen, dass sich das Blatt wenden könnte. Nach und nach brach bei all seine Nichten und Neffen dieselbe qualvolle Krankheit aus. Er musste darauf gefasst sein, dass sein Sohn ebenfalls das Familien-Gen geerbt hatte. Mike tröstete sich damit, dass er seinem Sohn zumindest genügend hinterlassen würde. Vielleicht war die Forschung bis dahin auch so weit fortgeschritten, dass es Hoffnung gab.

Es verstrichen zwanzig mühsame Jahre. Sein Sohn arbeitete mittlerweile als Arzt im örtlichen Krankenhaus. Mike war noch nicht tot, aber an manchen Tagen wünschte er sich, er wäre es. Warum ausgerechnet er? Er trauerte dem Geld hinterher, das in der Zwischenzeit in seine Behandlung geflossen war. Wie steinreich er geworden wäre, wie viele größere Immobilien er sich davon hätte kaufen können, wenn… Doch insgeheim wusste er, dass es für ihn bestimmt war, eben nur so und so viel im Leben zu besitzen. Wenn er nicht krank geworden wäre, so hätte er wahrscheinlich nicht den Ehrgeiz besessen all das Geld zu scheffeln. Selbst wenn er es erworben hätte, so hätte er es wahrscheinlich nicht halten können. Die Krankheit war gewiss ein großes Unglück. Aber alles hatte seinen Lauf und seine Bestimmung, und dieser Gedanke hatte etwas Tröstliches.

No comments:

Post a Comment